Über die Rechtfertigung der Scheidung: Wandel und Kontinuität von Ehescheidungsdiskursen in der Schweiz.
In: University of St. Gallen, Business Dissertations, 2016-10-24, S. 1-224
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At the end of the 20th Century, divorce has become an ordinary family event in western industrialized countries and has evolved from a highly stigmatized social exception to a very likely episode in life-courses. The dissolution of a marriage is an event that affects a large part of the population in Western societies. From a sociological perspective, divorce is a social fact which needs to be justified to be socially recognized and legitimized in court. Divorce is not a private arrangement, but is as a public institution a subject of an imperative of justification. Especially in situations of dispute in court, the parties are forced to fabricate arguments to justify themselves. They refer in their practice to normative principles and general ideas of justice and mobilize social representations and legitimate interpretations of what a marriage should be normatively. Since divorce is embedded as the formal legal dissolution of a marriage into the institutional regulation of family by the state, it is itself a politically controversial institution. Political actors wrestle about its meaning and function in symbolic struggles in the political field. They must, like the actors in front of the family court, put forward reasons that rely on common standards or historically generated ideas of justice to justify their proposals. The object of the study are in a sociology of knowledge perspective the patterns of justification and thus social representations of divorce. The interest lies in the subjective reasons and opinions of divorce and therefore in the knowledge base and the interpretive models of the actors. For the study, the justification discourses were studied in two Swiss institutions: first, the political discourse about the divorce law reform in parliament in the 1990s, and secondly, several dozen divorce files in a Swiss family court, which were made in the late 1990s. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Ehescheidung hat sich am Ende des 20. Jahrhunderts von einer stark stigmatisierten gesellschaftlichen Ausnahme zu einem Phänomen in Normalbiografien entwickelt. Die Auflösung einer Ehe ist ein Ereignis, das einen Grossteil der Bevölkerung westlicher Gesellschaften betrifft. Aus soziologischer Perspektive ist die Scheidung ein sozialer Tatbestand, der einer Rechtfertigung bedarf, um gesellschaftlich anerkannt und vor Gericht legitimiert zu werden. Scheidung ist kein privates Arrangement, sondern unterliegt als öffentliche Institution einem Imperativ zur Rechtfertigung. Gerade in den Streitsituationen vor Gericht sind die Beteiligten gezwungen, Argumente zu fabrizieren, um sich zu rechtfertigen. Sie nehmen dabei Bezug auf normative Prinzipien und allgemeine Gerechtigkeitsvorstellungen und mobilisieren dabei in ihrer Rechtfertigungspraxis soziale Repräsentationen und legitime Deutungen von dem, was eine Ehe normativ zu sein hat. Da die Scheidung als formelle juristische Auflösung einer Ehe eingebettet ist in die institutionelle Regulierung von Familie durch den Staat, ist sie selbst eine politisch umstrittene Institution, um deren Bedeutung und Funktion politische Akteure in symbolischen Kämpfen ringen. Dabei müssen sie wie die Scheidungsbetroffenen vor Gericht Gründe vorbringen, die auf allgemeine Normen oder historisch generierte Gerechtigkeitsvorstellungen zurückgreifen. Die Studie hat in einer wissenssoziologischen Perspektive Rechtfertigungsmuster und damit soziale Repräsentationen von Scheidung zum Gegenstand. Das Interesse gilt den subjektiven Begründungen und Bewertungen der Scheidung – und damit den Wissensbeständen und Deutungsmustern von Akteuren. Für die Studie wurden die Rechtfertigungsdiskurse in zwei Schweizerischen Institutionen untersucht: zum einen der politische Diskurs über die Scheidungsrechtsreform im Parlament in den 1990er Jahren, zum anderen mehrere Dutzend Scheidungsakten in einem Schweizer Familiengericht, die Ende der 1990er Jahre angefertigt wurden. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Titel: |
Über die Rechtfertigung der Scheidung: Wandel und Kontinuität von Ehescheidungsdiskursen in der Schweiz.
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Autor/in / Beteiligte Person: | Mazzurana, Thomas |
Link: | |
Zeitschrift: | University of St. Gallen, Business Dissertations, 2016-10-24, S. 1-224 |
Veröffentlichung: | 2016 |
Medientyp: | Hochschulschrift |
Sonstiges: |
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