Memorialgesetze und historisches Unrecht. (German)
In: Historische Zeitschrift, Jg. 302 (2016-04-01), Heft 2, S. 297-339
Online
academicJournal
Zugriff:
The article presents a discourse-historical perspective on conflict among historians in France concerning the 2005 establishment of a memorial law. Information is offered on alleged tensions between scientific history and political-memorial memory, the role played by memorial societies, reparations, and historical justice in the public discourse, and an analysis by Michael Schefzcyk of the specific legal-philosophical and historical-theoretical problems allegedly associated with historical justice including the legitimation of lies, the alleged impossibility of realizing ideal historical justice, and the historical-philosophical implications of historical justice.
Im Jahre 2005 kam es in Frankreich zu einem, Historikerstreit'. Dieser Artikel kontextualisiert jene Ereignisse in diskursgeschichtlicher Hinsicht und unterzieht die zentralen Elemente einer geschichtstheoretischen Prüfung: 1. Es geht um den Gegensatz von wissenschaftlicher, histoire' und gedächtnispolitischer, mémoire' und um das Überhandnehmen von Diskursen, die von, groupes mémoriels' vorangetrieben werden. 2. Skizziert werden die wichtigsten Merkmale jenes gedächtnispolitischen Diskurses, der trotz seiner Diversität gemeinsame semantische Knotenpunkte aufweist und auf, Wiedergutmachung' und, historische Gerechtigkeit' zielt. Dessen Semantik besteht ausnahmslos aus Kampfbegriffen, welche analytisch nicht tragfähig sind, also logisch keine Kategorien sein können. 3. Erörtert werden - anhand der Untersuchung von Michael Schefzcyk - die spezifischen rechtsphilosophischen und geschichtstheoretischen Probleme, die sich bei der Konstruktion des Themas, historische Gerechtigkeit' stellen. Danach wird dargestellt, welche Diskurskonstellation es 2005 in Frankreich ermöglichte, ein Memorialgesetz auszunutzen, um in gedächtnispolitischer Absicht geschichtswissenschaftliche Ergebnisse unter gerichtliche Anklage zu stellen. Abschließend behandelt der Artikel drei Problemkreise: 1) Wie werden Leugnungen als solche offenherzig legitimiert mit dem Verweis auf Zwänge der, historischen Gerechtigkeit'? 2) Warum ist es logisch und sachlogisch unmöglich, die Vorstellung einer, historischen Gerechtigkeit' zu einem fachwissenschaftlichen Konzept zu machen? 3) Wieso ergeben sich aus dieser Vorstellung geschichtsphilosophische Implikationen, die - gedächtnispolitisch induziert und rechtlich forciert - eine Historie als Wissenschaft nicht mehr zulassen? Die Wissenschaft muss sich dem Thema dieses spezifischen Leugnens stellen, andernfalls wird sie allmählich gedächtnispolitische Konzepte übernehmen, ohne sich der theoretischen Reichweite dieser Übernahmen bewusst zu sein. Die Antworten auf diese Herausforderung muss die Historie formulieren aus der Tiefe ihres wissenschaftlichen Selbstverständnisses. Zu dieser fälligen Selbstreflexion will der Artikel einen Anstoß geben. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Copyright of Historische Zeitschrift is the property of De Gruyter and its content may not be copied or emailed to multiple sites or posted to a listserv without the copyright holder's express written permission. However, users may print, download, or email articles for individual use. This abstract may be abridged. No warranty is given about the accuracy of the copy. Users should refer to the original published version of the material for the full abstract. (Copyright applies to all Author-supplied Abstracts.)
Titel: |
Memorialgesetze und historisches Unrecht. (German)
|
---|---|
Autor/in / Beteiligte Person: | Flaig, Egon |
Link: | |
Zeitschrift: | Historische Zeitschrift, Jg. 302 (2016-04-01), Heft 2, S. 297-339 |
Veröffentlichung: | 2016 |
Medientyp: | academicJournal |
ISSN: | 0018-2613 (print) |
DOI: | 10.1515/hzhz-2016-0091 |
Schlagwort: |
|
Sonstiges: |
|